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Auszug aus einem Brief an seine Frau Agnes

Anton schrieb folgende Gedanken in seinem Brief, datiert vom 1.12.1939, um seine Frau zu ermuntern:

„Haben aber unser Leid immer noch ertragen, und zwar nur weil wir an den wahren und große Gott Jehova und seinen geliebten Sohn Jesus Christus glaubten, tun es auch heute noch, denn nur Gott und sein Sohn können einem Menschen soviel Trost geben, daß man auch schweres Leid ertragen kann. Unser einziger Trost ist, dass wir im Königreich Gottes, das Gott auf Erden aufrichten wird, mehr Freude haben und von ganzen Herzen glücklich sein können.“


Brief an seinen Bruder Ferdinand

Brief von Anton Streyczek an seinen Bruder Ferdinand:

„Lieber Bruder, Schwägerin und Kinder.

Ich muß
Euch doch auch einmal schreiben wie es um mich steht. Das ich verhaftet worden bin weil ich nicht eingerückt bin, das werdet Ihr ja wissen. Bin von St. Pölten nach Wien und von Wien nach Berlin N.W.40 Alt Moabit 12 A gekommen, wo ich bis jetzt bin. Haben mich vor das Reichskriegsgericht zur Verhandlung am 15.XI. Vormittag um 9 Uhr. Die Verhandlung dauerte bis um 10 Uhr 10 Minuten. Ich wurde von diesem Reichskriegsgericht zum Tode verurteilt.

Du brauchst aber deshalb nicht erschrecken, denn wenn ich eingerückt wäre, könnte ich ja auch schon bald tot sein, nicht. Ich weis, daß wir nur zwei Brüder sind und wir uns doch auch gerne hatten, aber kannst du etwas dagegen machen, wenn die Menschen auseinander gerissen werden, nein, das ist schon so, auch mir tut es leid, das ich Euch nicht mehr sehen kann. Aber du bist hoffentlich noch zu Hause bei deiner Frau und Kinder.

Und bedenke aber wie es meinem Weibi geht. Sie hat keinen Ernährer, keinen Verdienst, und ist auch nicht mehr so jung, (immerhin ist sie um 9 Jahre älter, geboren am 15.1.1890 - Anm.) am Jänner 50 Jahre, der muß es ja zweifach Wehe tun. Der Winter ist da und sie hat keinen Mann, der für sie sorgt, keinen Verdienst, vielleicht muß sie frieren und hungern.
Den wir hatten kein Vermögen erspart. Dann dürft ihr nicht vergessen wie wir uns geliebt haben, und noch lieben, denn sie hat mir jeden Wunsch, wenn es gegangen ist erfüllt. War treu zu mir und wir hatten uns furchtbar gerne. Sie liebte mich wie ihren Mann und Sohn und hegte und pflegte mich, wie nicht gleich wieder eine Frau so ist.

Eine Bitte habe ich noch an Euch, geht nicht los auf Sie, auf meine Frau und gebt ihr nicht die Schuld das wir auseinander gerissen wurden, denn auch Sie kann nichts dafür. Wenn ich eingerückt wäre, wären wir ja auch auseinander gekommen. Darum seid gut und macht Ihr keine Vorwürfe, denn auch Euch kann eines Tages dasselbe Los treffen.

Sende Euch noch viele Grüße und seid geküßt von Eurem Bruder, Schwager und Onkel. Haltet Frieden unter Euch allen und vergebt Euch Eure Schulden. Gebt Euch nicht dem Hasse hin. Möge Euch alle unser Allmächtiger Gott beschützen. Seid glücklich und zufrieden solange Ihr beisammen seid. Lebt Wohl auf Wiedersehen in Reiche Gottes. Wünsche Euch Alles Gute in Euren Leben und seid gut miteinander. Die letzten Grüße von Anton S t r e y c z e k aus Berlin. Heute regnet es hier und ist daher schon finster Servus.“

Die letzte Unterschrift

Mit "Dein Bruder Anton" verabschiedet sich Anton Streyczek von seinem Bruder Ferdinand