
Das Strafgefängnis Plötzensee

Luftaufnahme des Strafgefängnisses Plötzensee
Diese Aufnahme stammt aus den zwanziger Jahren. Im Zentrum ist Haus III zu sehen, in dem die zum Tode Verurteilten inhaftiert waren. Sie wurden zur Urteilsvollstreckung in den Hinrichtungsschuppen gebracht (niedriges Gebäude am linken Bildrand)
Hier arbeiteten die Henker
Normalerweise kam der Henker zweimal in der Woche. Er hieß Roettger. Er schlich mehr als er ging. Immer trug er eine dreiviertellange Joppe. Was mochte in ihm vorgehen? Tausende hatte er hingerichtet. Unschuldige. Für jeden Kopf hatte er 80 Mark Prämie kassiert. Und Sonderrationen Zigaretten. Immer hatte er eine Zigarette im Mund. Seine Helfer waren große und starke Männer. Sie mußten die auf dem Rücken gefesselten Opfer auf das Schafott befördern!
Zwei Wachtmänner führten die Todeskandidaten von der Zelle zum Hinrichtungsschuppen! Dafür gab es für jeden acht Zigaretten.
Was ist übriggeblieben? Nicht viel. Eine Gedenkmauer die als Mahnmal "Den Opfern der Hitlerdiktatur 1933-1945" gewidmet ist. Dahinterliegend ein roter Ziegelschuppen, unterteilt in zwei Räume; im kahlen Inneren des einen zieht sich ein eiserner Träger mit fünf Haken von Wand zu Wand.
Das ist alles, was von der einstigen Hinrichtungsstätte des Strafgefängnisses Berlin-Plötzensee übriggeblieben ist. In dem unscheinbaren Schuppen wurden zwischen 1933 und 1945 über zweitausendfünfhundert Menschen ermordet. Sie starben durch die Guillotine oder durch den Strang. Sie wurden verurteilt, weil sie sich dem Regime widersetzt hatten. Wie Rudolf Redlinghofer, der als Zeuge Jehovas den Wehrdienst verweigerte.

Hinrichtungsschuppen
Die heutige Gedenkstätte Plötzensee. Der linke Eingang führt zum Hinrichtungsraum. Hier wurden die Urteile vollstreckt.
Tod in Serie
Erst wer sich erklären läßt, was hier geschah, wird das Grauen nachempfinden können, das diesen Ort geprägt hat.
Erbaut in den Jahren 1869 bis 1879 wurde schon damals der Ablauf hinter den hohen Gefängnismauern von unerbittlicher Kontrolle und Disziplin in der Tradition des preußischen Militärs bestimmt. Unter dem nationalistischen Regime entwickelte sich der herkömmliche Strafvollzug zu einem politischen Instrument zur Unterdrückung und Ausgrenzung sogenannter Volksfeinde. Die Zahl der Todesurteile stieg von 1933 bis zum Kriegsende auf mindestens 16.560, von denen bis Ende 1944 11.881 vollstreckt waren. Fast ein Viertel der Hinrichtungen fanden in Plötzensee statt.
Der gleichförmige Tod durch Enthaupten oder Erhängen bildete den schrecklichen Schlußpunkt einer unerbittlichen, gefühllosen Prozedur. Sie war bis in die letzten Einzelheiten durch Verordnungen geregelt und wurde mit der steigenden Zahl der Hinrichtungen immer weiter "rationalisiert". So wurde nach einem Bombenangriff im September 1943 in einer einzigen Nacht 186 Gefangene erhängt, um ihr Entkommen aus dem halb zerstörten Gefängnis zu verhindern.
Der Ablauf
Gedenkstätte Berlin-Plötzensee
In und um den ehemaligen Hinrichtungs- schuppen befindet sich heute die Gedenkstätte Plötzensee. Sie wurde 1952 errichtet und erinnert uns nach über 50 Jahren sehr lebendig an die abscheulichen Hinrichtungen die dort verübt wurden. Eine an das heutige Areal der Strafanstalt Plötzensee anschließende Straße trägt den Namen: "Emmi Zheden Weg". Damit wird an den Leidensweg einer Frau erinnert, die wie Rudolf Redlinghofer im Glauben der Zeugen Jehovas lebte. Das Protokoll Ihrer Hinrichtung ist untenstehend zu lesen.
Protokoll einer Hinrichtung

Vollstreckungsurkunde
Mit diesem "Protokoll der Vollstreckung" wurde die Hinrichtung unschuldiger Opfer bis ins Detail dokumentiert (oben: Emmi Zheden - aufgrund Ihrer Glaubensüberzeugung hingerichtet) - zum Vergrößern anklicken.