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Werdegang

Rudolf Redlinghofer wurde am 31. Oktober 1900 in der Wiener Alservorstadt geboren und Anfang der 30er Jahre ein Bibelforscher - wie man Jehovas Zeugen damals auch nannte. Er wohnte mit seiner Frau Agnes (geboren am 8. Juni 1909 in Herrenbaumgarten, Bezirk Mistelbach) in Krems, Spitalgasse 3. Den Lebensunterhalt für die Familie verdiente er sich durch seine Arbeit in einem Steinbruch in der Nähe von Meidling/Tal am Fuße des Göttweigers. Schon kurz nach der Hochzeit stellte sich Nachwuchs ein: Regina wurde am 3. November 1937 im Krankenhaus Krems geboren – ein aufgewecktes Mädchen. Am 25.07.1939 bekam Rudolf Redlinghofer den Einberufungsbefehl zur Ableistung einer mehrwöchigen Übung beim Übungs-Pferde-Lazarett-Langenlois. Da er es aufgrund seiner Gewissensüberzeugung ablehnte, den Krieg zu unterstützen, verfasste er am 05.08.1939 einen Brief an das Wehrmeldeamt Krems in dem er mitteilte, dass der nicht bereit sei, einzurücken um im Krieg für Hitler zu kämpfen, sondern dass er ein friedlicher "Soldat Christi" sei. Rudolf Redlinghofer leistete dem Einberufungsbefehl nicht Folge und befand sich bei der Baufirma Schumm in Beschäftigung. Redlinghofer wurde vorläufig auf freiem Fuß belassen.

Verhaftung

Die Gendarmerie Krems verhaftete ihn dann am 18. August 1939 im Auftrag der Gestapo-Außenstelle St. Pölten und lieferte Redlinghofer in das Gefangenenhaus Krems ein. Am nächsten Tag erfolgte die Überstellung in die Gestapo-Außenstelle St. Pölten.
In St. Pölten versuchte man zunächst seinen Widerstand zu brechen. Zu diesem Zweck wurde seiner Frau befohlen, mit dem kleinen Kind vor dem Verhandlungssaal Aufstellung zu nehmen um auf ihren Mann, den man an ihr vorbeiführte, Druck auszuüben und seine standhafte Entscheidung zu revidieren.
Rudolf Redlinghofer blieb jedoch fest entschlossen, seinem Gott mehr zu gehorchen als Menschen.

Haft und Verhandlung in Berlin

Er wurde daraufhin am 13. November 1939 in das Untersuchungsgefängnis nach Berlin Alt-Moabit überstellt. Dort wartete er auf seine Gerichtsverhandlung. Diese fand vor dem Obersten Reichskriegsgericht am 9. Dezember 1939 um 11 Uhr vormittags statt. Der 3. Senat des Reichskriegsgerichtes verurteilte ihn unter der Anklage von Oberkriegsgerichtsrat Dr. Burckhardt wegen Zersetzung der Wehrkraft zum Tod und zum Verlust der Wehrwürdigkeit. Ein Verteidiger war laut Protokoll nicht zugegen. Gleichzeitig wurden ihm die bürgerlichen Ehrenrechte auf Lebenszeit aberkannt. Unterschrieben wurde das Urteil "Von Rechts wegen, gezeichnet Schmauser, v. Goeldel, Schrot, Büscher, Block". Das Urteil wurde am 21. Dezember 1939 vom Präsidenten des Reichskriegsgericht bestätigt.
Ende Dezember wurde Rudolf Redlinghofer daher in die Strafanstalt Berlin-Plötzensee überführt wo er am 30. Dezember 1939 um 9.30 Uhr eintraf.

Hinrichtung und Folgen

Nach einigen wenigen Tagen im Gefängnis in Berlin-Plötzensee wurde er schließlich am Donnerstag, den 11. Januar 1940 um 6 Uhr 10 von zwei Wachmännern von seiner Gefängniszelle zur Richtstätte geführt. Dort, hinter einem dicken schwarzen Vorhang, wartete bereits das Fallbeil auf ihn. Nach dem nochmaligen Verlesen des Urteils wurde Rudolf Redlinghofer mit auf den Rücken gefesselten Händen auf die Guillotine gelegt und enthauptet.
Am 12. Januar 1940 informierte das Reichskriegsgericht das Wehrmeldeamt Krems über die Vollstreckung des Urteils. Für seine Frau Agnes und seine damals zweijährige Tochter begann damit eine sehr schwierige Zeit. Agnes Redlinghofer versuchte als Haushaltshilfe und Wirtshausköchin den Unterhalt zu verdienen. Sie übersiedelte später in die Heinemannstraße 5, wo sie bis zu ihrem Tod 1989 wohnte. Ihre Tochter Regina heiratete 1955 und wurde schließlich Mutter von drei Kindern.
Agnes Redlinghofer hob ihrer Tochter und ihren Enkelkindern gegenüber immer wieder hervor, dass sie die Standhaftigkeit Ihres Mannes - als Zeuge Jehovas Hitlers Machtwahn nicht zu unterstützen - immer sehr hoch einschätzte.

Sein Anzug rettet Glaubensbruder

Peter Gölles

Ein Glaubensbruder von Rudolf Redlinghofer - Peter Gölles - befand sich in Stein bei Krems in Gefangenschaft. Am 6. April 1945 sollten - aufgrund des Herannahens der russischen Truppen - alle Gefangenen freigelassen werden und damit die Haftanstalt geräumt werden. Am Vormittag verliefen die Entlassungen ohne Probleme, aber am Nachmittag kam es zum Masaker von Stein:

Am Nachmittag kam der Befehl, alle in der Umgebung von Krems aufgegriffenen entlassenen Häftlinge wieder einzufangen und zu töten. So wurden nicht nur zahlreiche Häftlinge im Stadtgebiet von Krems ermordet, auch in der weiteren Umgebung so in Hadersdorf am Kamp, Hörfarth, Paudorf und an anderen Orten wurden Massenerschießungen vorgenommen.

Peter Gölles entkam noch bei guter Gelegenheit aus der Haftanstalt Stein. Auf Schleichwegen begab er sich zur Wohnung von Agnes Redlinghofer, in der Spittalgasse 3. Agnes gab ihm daraufhin einen Anzug ihres in Berlin-Plötzensee hingerichteten Mannes Rudolf. Mit diesem Anzug konnte Peter Gölles den Erschießungen entgehen und gut behalten nach Wien zurückkehren. So rettete der Anzug des getöteten Rudolf Redlinghofer einem seiner Glaubensbrüder das Leben.
-> Das Massaker von Stein (6. April 1945) und damit im Zusammenhang stehende Verbrechen

Rehabilitiert

Rudolf Redlinghofer wurde 58 Jahre nach seiner Hinrichtung von der Republik Österreich rehabilitiert. Am 14.10.1998 hob das Wiener Landesgericht das einstige Nazi-Unrechtsurteil auf. Dadurch wird seine Gewissensentscheidung entsprechend gewürdigt und sein Schicksal der Vergessenheit entrissen. Zudem wurde dadurch deutlich untermauert, dass Gewissenstreue kein Verbrechen sein kann.

Stolpersteinverlegung

Am 23. Juni 2009 wurde in Krems an der Donau in der Spitalgasse 3 an der letzten Wohnadresse von Rudolf Redlinghofer ein Stoplerstein gelegt. Der Kölner Künster Gunter Demnig, der mittlerweile mehr als 20.000 Stolpersteine in Europa gelegt hat, setzte so ein Zeichen der Erinnerung an Rudolf Redlinghofer. Da das ehemalige Wohnhaus mittlerweile abgerissen wurde, liegt der Stolperstein auf einer dort errichteten Verkehrsinsel.
-> Bilder von der Stolpersteinverlegung


Übersicht über die Verfolgung / Hinrichtung


Einer von vielen!

Rudolf Redlinghofer war zu seiner Zeit einer von ca. 550 Zeugen Jehovas in Österreich. 445 wurden während der NS-Zeit inhaftiert, mehr als 150 starben aufgrund dieser Verfolgung - viele davon durch das Fallbeil oder durch Erschießen. Seine Rehabilitierung ist mehr als nur ein Formalakt der Justiz. Sie untermauert und erinnert an die kompromisslose Haltung der Zeugen Jehovas gegenüber der NS-Diktatur. Und sie zeigt, dass es Personen gibt, die sich aufgrund ihres Gewissens konsequent gegen ein menschenverachtendes Regime stellen. Seinem Gewissen treu zu sein ist also kein Vergehen, sondern die Grundlage für verantwortungsbewusstes Handeln.


Kontaktadresse

Wenn Sie mit dem Enkel von Rudolf Redlinghofer Kontakt aufnehmen möchten, so verwenden Sie bitte untenstehenden Link. Er ist gerne bereit, für Schulklassen die Lebensgeschichte seines Großvaters zu präsentieren und aus dessen bewegenden Abschiedsbriefen vorzulesen.

-> E-Mail Adresse: wolfgang.schranz@standhaft.at
-> Lebenslauf zum Download [1.077 KB]