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Kindheit und Jugend

Hermine Liska 2007

Hermine wurde am 12. April 1930 am Hof ihrer Eltern geboren und wuchs in St.Walburgen, Görtschitschtal (Kärnten) auf. Ihre Eltern besaßen einen großen Bauernhof.

Hermine Liska erinnert sich: „Wir waren 5 Kinder. Ich war die jüngste und hatte 4 Brüder. Natürlich mussten wir Kinder von klein auf mitarbeiten, was aber viel Freude gemacht hat. Wir hatten ein schönes Familienleben.“

Schon als kleines Mädchen trat sie mutig für ihren Glauben ein. Die Familie gehörte den Bibelforschern an, wie Jehovas Zeugen damals genannt wurden.

Probleme in der Schule

Hermine 1941

Ein seltenes Schulfoto der jungen Hermine

„Als Adolf Hitler in Österreich einmarschierte war ich noch nicht einmal 8 Jahre alt. Ich erinnere mich noch genau an den Einmarsch im März 1938. Ein Nachbar kam gleich in der Früh und sagte: „Der Führer ist einmarschiert!“

Meine Mutter sagte, das ist kein Grund zum Jubeln. Hitler ist nicht unser Führer. Christus ist unser Führer. Die meisten Leute in unserer Gegend waren in Jubelstimmung. Hauptsächlich die Söhne der Bauern haben sich im Untergrund für den Nationalsozialismus betätigt und waren voller Begeisterung. Mein Vater hatte schon von seinen Glaubensbrüdern aus Deutschland erfahren, dass Hitler sehr brutal gegen diese christliche Gruppe vorging und dass schon viele unserer Glaubensangehörigen damals in den Konzentrationslagern waren.“

Wegen der Verweigerung des Hilter-Grußes bekam Hermine bald Schwierigkeiten in der Schule: „Der Direktor stand bei der Eingangstüre – die Kinder sagten alle 'Heil Hitler!' und ich sagte 'Guten Morgen Herr Direktor!' und man musste auch die rechte Hand heben zum Gruß. Ich tat es nicht. Er forderte mich auf: 'Hermine geh hinaus, komm noch einmal herein und grüße mit dem deutschen Gruß!' Ich ging hinaus und habe wieder 'Guten Morgen' gesagt. Einige Kinder haben mich verspottet 'Du Bibelforscherin', 'Du Jüdin', und eine hat sogar gesagt, 'Dein Bruder Hans gehört aufgehängt' – weil er den Wehrdienst verweigert hat.“

Ihr Verhalten zeigte Folgen in der Betragensnote. Sie bekam einen Sechser im Zeugnis.

1941 sagte der Direktor zu ihr: „Hermine, du gehst zurück in die erste Klasse, denn so ein stures Kind kann ich in meiner Klasse nicht brauchen.“ Schließlich wurde sie in die 1. Klasse zurückversetzt.

Ins NS-Erziehungsheim in Waiern bei Feldkirchen

Anfang Februar 1942 wurde ihr Vater vors Gericht zitiert. Es wurde ihm ein Schriftstück zum Unterschreiben vorgelegt, worin er sich verpflichten sollte, seinem Glauben abzuschwören und seine Kinder nach der nationalsozialistischen Ideologie zu erziehen. Da er ablehnte, wurde ihm die Erziehungsberechtigung entzogen.

Hermine war erst 11 Jahre alt, als sie den Eltern weggenommen und in das nationalsozialistische Erziehungsheim in Waiern bei Feldkirchen (Kärnten) gebracht wurde, 50 km von ihrem Heimatort entfernt. „Und das war das Schlimmste von allem. Man muss vielleicht verstehen, ich war noch keinen Tag irgendwo alleine. Das Wegbringen war furchtbar. Es ist eine Frau gekommen und hat mich abgeholt.“

Sonntagszeremonien

Zeitzeugin Hermine

Unermüdlich erzählt sie vor Schülern über ihre Jugendjahre unter dem NS-Regime

„Jeden Sonntag oder an besonderen Tagen mussten wir vor dem Heim am Appellplatz antreten. Ich bin aber nicht hingegangen, habe mich immer am Klo versteckt. Aber eines Tages kamen zwei Mitschülerinnen und sagten: „Hermine, Du musst sofort antreten“. Also ging ich hinaus. Alle sind schon gestanden. In der Mitte die Frau Direktor. Links alle Buben. Rechts die Mädchen. In der Mitte war die Fahne. Ich habe mich in die letzte Reihe gestellt bei den Mädchen. Die Mädchen buxtierten mich in die erste Reihe. Dann wurde die Fahne gehisst. Die Frau Direktor schrie: 'Hermine heb die Hand.' 2 Mädchen, rechts und hinter mir, haben versucht meine Hand zu heben. Aber das ist ihnen nicht gelungen.“ Als Strafe wurde ihr der Pudding am Sonntag, auf den sie sich schon die ganze Woche gefreut hatte, gestrichen.

Eines Tages wollte man Hermine zwingen, die Uniformweste der Nationalsozialistischen Jungmädchenbewegung anzuziehen. Doch so sehr sich die Heimleiterin selbst mit Gewalt bemühte, Hermine die Weste überzuziehen, weiter als bis zu den Ellenbogen kam sie nicht, und so gab sie schließlich auf.

In der Erziehungsanstalt Adelgunden in München

Um die Kontakte zu den Eltern ein für allemal zu unterbinden, brachte die Behörde das Kind im September 1942 nach München in die Adelgunden Anstalt, ein von Klosterschwestern geführtes Heim.

Meine Eltern schickten mir immer Briefe, wo sie mich ermunterten, standhaft zu bleiben. Am Anfang bekam ich diese Briefe, aber dann ließ mich der Direktor rufen und sagte, meine Eltern dürfen mir nur einen Brief in der Woche schicken, und drohte, dass, wenn etwas über meinen Glauben drinnen steht, ich keinen Brief mehr bekommen würde. Er drohte mir außerdem, dass, wenn ich meine Haltung nicht aufgebe, ich in eine geschlossene Anstalt kommen würde. Er drohte mir mit der Einweisung in eine geschlossene Anstalt. Damit ich weiß, wie es dort aussieht, schickte er mich mit einer Nonne hin. Es war wirklich furchterregend, ein richtiges Gefängnis.

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Bombenangriffe und Arbeit in der Landwirtschaft

„Als die Bombenangriffe im Sommer 1943 in München zunahmen, wurden wir Kinder in die Nähe von Ingolstadt evakuiert und wurden bei Bauern, dem Heimathaus einer Nonne, untergebracht. Nach der Schule mussten wir u.a. bei der Kartoffel- und Hopfenernte mithelfen.

Ende März 1944 kam ich wieder zurück nach München in die Anstalt. In dieser Zeit hatten die Bombenangriffe so zugenommen, dass wir fast Tag und Nacht im Luftschutzkeller verbrachten. Meine Eltern schrieben laufend Gesuche um meine Entlassung. Das Heim wurde von Brandbomben getroffen und ich kann mich gut erinnern, wie wir mit Kübeln die Flammen zu löschen versuchten.“

Rückkehr nach Hause

Endlich, Ende April 1944, wurde dem Ansuchen um Rückkehr stattgegeben. Beim Abschied sagte der Direktor „Hermine, schreib gleich, wenn du zu Hause gut angekommen bist und bleib so wie du bist."

Ich durfte leider nur einige Tage zu Hause bleiben. Aber alle waren froh, dass ich dem Bombenterror von München entronnen war. Die Heimleitung schrieb mir, dass einige Tage nachdem ich nach Hause gefahren war, die Anstalt von Bomben getroffen wurde und 9 Mädchen und 3 Nonnen umkamen.

Kontaktadresse für Hermine Liska

Sie können gerne eine Nachricht an Hermine Liska senden. Auch Anfragen für Zeitzeugen-Veranstaltungen in Schulen sind möglich.

-> Nachricht an Hermine Liska
-> Zeitzeugenveranstaltungen mit Hermine Liska
-> Lebenslauf der Zeitzeugin Hermine Liska (PDF) [317 KB]